Die schweren Druckmaschinen waren es, die Florentine von Schultzendorff am meisten beeindruckten, als sie den Blanc Kunstverlag zum ersten Mal betrat. Sie erzählen von einer anderen Zeit, einem Handwerk, das gelernt werden muss. Einem Handwerk, wie es heute kaum mehr zu finden ist.
In den Schubladen ringsum der Druckwalze stapelten sich bis heute 5,000 Kupferplatten mit einzigartigen Motiven. Sie alle, mit einer Nummer versehen, reichen von der Größe einer Zigarettenschachtel bis zum Ausmaß einer kleinen Eingangstür.
Im Geruch der Kupferfarbe trifft sie auf den Kunstdrucker Franz Duchatsch. Er kennt die Maschinen seit über fünfzig Jahren. Lernte sein Handwerk noch bei Hanfstaengl. Jeden Druck koloriert er selbst nach. Mit jedem Druck erzeugt er ein Unikat. Und ist damit seit Jahrzehnten das Herz des Kunstverlags. Mit Florentine bekam das Unternehmen im Frühling wieder einen Kopf.
Florentine war von den einzigartigen Motiven überwältigt, die in den Schubladen verschlossen waren und beschloss, zusammen mit Franz die Motive in die Gegenwart zurückzubringen. Mit ihrem Studium der Unternehmungsgründung und Innovation in Wien und Kopenhagen, sah Florentine die Vielschichtigkeit im Handwerk und brachte Ideen mit.
Sie befreite schon gedruckte Motive aus engen Rahmen und gab ihnen großzügige Passepartouts. Bei jedem neuen Druck tauschte Franz das bräunlich-gelbe Druckpapier gegen lichtes weiß aus. Sie hinterlegten die Motive mit gestreiften und hellen Passepartouts, frischten schwarz-weiße Motive mit dunklem rot, grün und blau auf.
Für Florentine hat es oberste Priorität den Kupferdruck so weiterzuführen, wie er schon immer produziert wurde. Händisch. Von Franz nachkoloriert. In monatelanger Arbeit archivierte sie alle Motive digital – denn manche Kupferplatten kann nur mehr der Franz drucken.
Beitrag von Franziska Grillmeier